Nachdem mich diverse "Wehwechen" seit dem Spätfrühling hartnäckig und treu begleiteten, habe ich nun nach zähen Verhandlungen meinem Physiotherapeuten ein "Go" entlocken können. Die "Outdoor-Ampel" steht wieder auf Grün! Meine "heilige Bibel" (gemeint ist mein Notizbuch, welches voll ist mit den wunderbarsten Notizen zu schönen Plätzen) liegt nun wieder ganz oben am Schreibtisch.
Es hat nur eine ganz kurze Recherche bedurft, womit ich mit gehöriger Verspätung meine Berg- und Fotosaison richtig eröffnen kann, konkret war es nur ein Blick auf meine Wetter App "Meteo Blue", die mir eindeutig den Süden des Landes als beste Wahl empfahl.
Und so saß ich, sehr erleichtert und mit einem prall gefüllten Rucksack im Auto in Richtung Kärnten. Urlaub bei Freunden!
Erste Station: der Waldensteiner Wasserfall am Fuße des Hochobir, meinem eigentlichen Ziel (immer, wen ich in ein mir unbekanntes Gebiet fahre, bin ich bemüht, so viel wie möglich miteinander zu kombinieren). Die Bilder im Internet waren vielversprechend.
Am Parkplatz angekommen, war dieser einmal rammelvoll, fein! Der lediglich 20 minütige Zustieg über einige wenige Serpentinen am breiten Forstweg entpuppte sich mehr als eine "Challenge", als erwartet. Mit meinen"zweitliebsten" Beinkleidern, den Gummistiefeln, war ich zwischen all den Sandalen und Flip-Flop-Touristen ein echter Aussenseiter. Ein Wettlauf um die besten Plätze entbrannte.
Oben angekommen, muss man, so halb illegal, über einen kleinen Zaun klettern. Letztendlich kraxeln da fast alle Besucher drüber, um direkt zum Wasserfall zu gelangen. Ich auch. Kurz vor einem sehr schönen Pool, in dem sich der 54 m hohe Wasserfall ergießt, liegt, sehr fotogen, ein abgestorbener Baumstamm, auf dem sich alle mit dem Smartphone ablichten lassen. Also, brav warten in der Schlange, den genau da vorbei führt der kleine Steig direkt zum Wasserfall. Der, für sich alleine betrachtet, wirklich sehr schön ist. Das besondere daran: man kann auch hinter den Wasserfall gelangen, was sehr selten ist und tolle Perspektiven ergibt.
Fazit vom Wildensteiner Wasserfall: ein sehr attraktiver Wasserfall, aber maximal bis 08:00 Uhr in der Früh, später meiden (oder auch mit Sandalen hinauf)
Um auf die Eisenkappler Hütte am Hochobir zu gelangen, muss man quasi um den Berg herum fahren, die letzten 10 km auf einer steilen, kehrenreichen Mautstraße. Auch dort war es nicht ganz einfach, einen Parkplatz zu finden (der war allerdings riesengroß). Von dort ist der Aufstieg zum Gipfel des Hochobir mit 1,5 Stunden beschrieben, passt gerade zu meiner nicht vorhandenen Kondition. Steil ging es gleich los, sehr steil . . . ! Nach Erreichen der Baumgrenze wird es denn ein bisserl flacher, dort hatte ich jedoch bereits den Großteil meiner "Körner" verbraucht und so schleppte ich mich und meinen 20 kg Rucksack in "schlappen" 2,25 Stunden hinauf auf 2.139 Meter. Berg Heil!
Ich kam am späteren Nachmittag am Gipfel an, genau richtig und noch genügend Zeit bis zum Sonnenuntergang, Jausnen, abschnaufen, genießen. Der Gipfel war gut besucht, aber absolut ok. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, das mein Rucksack unter anderen deshalb so prall gefüllt war, weil ich ja -erstmals- ein Zelt, einen Schlafsack, eine Matte und was weiß ich, was sonst noch alles, mit hatte. Die erste Übernachtung am Berg im Zelt stand an. Dazu muss man wissen, das "Wildcampen" in Österreich von Bundesland zu Bundesland verschieden geregelt wird. In Kärtnen ist es -grundsätzlich- überall verboten! Unten am Parkplatz bei der Hütte gibt es nicht die üblichen Schilder "Parken verboten", "Zufahrt verboten", "alles verboten", nein, dort unten lachte mich lediglich ein riesengroßes Schild an: Camping verboten! Passt ja genau. Ich musste deshalb etwas vorsichtig mit der Wahl meines Zeltplatzes sein. Ich hatte vor, die letzten Wanderer abzuwarten, bis Sie den Weg zurück ins Tal antraten. Sodann machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz. Dies stellte sich allerdings als unmöglich heraus, die letzten "Gipfelstürmer" sollten um 22:45 Uhr den Gipfel besuchen und um kurz vor 01:00 Uhr den Weg zurück ins Tal antreten. Ich musste also improvisieren und fand schlussendlich, zwischen dichten Lantschengestrüpp und einige hundert Meter unter dem Gipfel versteckt, einen uneinsichtigen Platz, wo ich mein Zelt aufbauen konnte.
"Es ist unglaublich, wie hell der Mond leuchtet". Ich sitze, mittlerweile ziemlich müde vor meinem Zelt auf eine paar vom Mond hell erleuchteten Steinen. Ich kann gut und gerne im Umkreis von 40 Metern alles erkennen. Die hoch gewachsenen Almgräser leuchten. Jetzt ist es ruhig geworden am Hochobir, an die wenigen Leute, die jetzt noch immer zum Gipfel, und wenig später wieder zurück ins Tal wandern, habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Der 360 ° Rundumblick ist unglaublich.
Die zwei Dosen Bier, die ich auch hinaufgeschleppt hatte, waren mittlerweile geleert. Zufrieden kroch ich in mein Zelt. Ich war hundemüde. Spätestens jetzt wusste ich, warum man bei der Wahl seines Zeltplatzes auf einen möglichst geraden Untergrund achten sollte. Habe ich auch getan, aber zu wenig! Kaum war ich in meinen Schlafsack geschlüpft, war ich, schwups, mit meinem Gesicht an die Zeltwand gerutscht! Da ist es nicht gerade! Ich zahlte ordentlich Lehrgeld!
Kurz nach 04:00 Uhr wurde ich wach, noch etwas früh für den Sonnenaufgang. Mein versteckter Zeltplatz gab auf einer Seite einen tollen Blick auf den Wanderweg zum Gipfel frei, ohne das ich selber gesehen werden konnte. Was ich aber dafür sah, habe ich bis heute -nicht ganz- verstanden. Regelrechte Karawanen (ok. das ist jetzt ein wenig übertrieben) von Stirnlampen konnte ich am Weg in Richtung Gipfel erkennen (ich sollte schlussendlich ganze 26 (!) Personen am Gipfel zählen, mit denen ich gemeinsam den Sonnenaufgang bewunderte). Irgendwie schräg. Aber auch der Sonnenaufgang lies nicht lumpen und schenkte uns sogar ein beeindruckendes Alpenglühen.
Es hat sich ausgezahlt, ja mehr noch, es bleiben eine Menge von unvergesslichen Momenten in meinem Kopf, die ich von Kärnten mitnehmen durfte.
Und das beste: Mein Rucksack war beim Abstieg deutlich leichter, musste ich doch die zwei Dosen Bier nicht mehr ins Tal schleppen!
Alles Liebe, Klaus
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